Traditionell gedenken Katholiken am 1. November der Heiligen. Im überwiegend katholisch geprägten Rheinland-Pfalz ist das öffentliche Leben an Allerheiligen eingeschränkt. Wir zeigen, was geht und was nicht.
Tanz- und Versammlungsverbot am stillen Feiertag
Steht der 1. November vor der Tür, flammt jedes Jahr erneut die Diskussion über das Tanzverbot auf. Auch in diesem Jahr gilt: Von 4 bis 24 Uhr müssen die Tanzflächen in rheinland-pfälzischen Clubs und Diskotheken leer sein und die DJs ihre Arbeit einstellen. Denn Allerheiligen ist ein “stiller Feiertag”. Die letzte Petition gegen das Tanzverbot stammt aus dem Jahr 2011 – und wurde zurückgewiesen. Nicht einmal 400 Mitunterzeichner hatte es gegeben.
Von 13 bis 20 Uhr sind auch Versammlungen und Veranstaltungen verboten. Nicht dazu zählen beispielsweise Sportveranstaltungen. Erst am 2. November darf es normal weitergehen.
“Schutz der Sonn- und Feiertage” durch Gesetz von 1970
Wer sich nicht an die Regeln hält und dabei erwischt wird, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße belegt werden kann. Rechtliche Grundlage der Vorgaben für Allerheiligen, aber auch für die anderen Sonn- und Feiertage, ist in Rheinland-Pfalz ein Gesetz von 1970, das laut Innenministerium Schutz- und Verbotsvorschriften enthält, “die die Sonn- und Feiertagsruhe der Bevölkerung gewährleisten sollen”. Ausnahmen regeln beispielsweise das Gesetz über Messen, Ausstellungen und Märkte sowie das Ladenöffnungsgesetz.
Welche Einkäufe kann ich auch an Allerheiligen erledigen?
Tankstellen und Apotheken (Regelung über Notdienstapotheken) dürfen in Rheinland-Pfalz ohne zeitliche Begrenzung geöffnet haben. Abends und nachts ist der Verkauf allerdings auf Kraftstoff, Kfz-Ersatzteile und Reisebedarf beschränkt. Ein eingeschränkter Warenverkauf gilt auch für Verkaufsstellen in Bahnhöfen, an Flughäfen sowie an Schiffsanlegestellen.
Auch auf frische Brötchen muss man an Allerheiligen in Rheinland-Pfalz nicht verzichten. Bäckereien dürfen an Sonn- und Feiertagen für maximal fünf Stunden öffnen – also auch am 1. November. Ob und zu welcher Zeit die Bäckereien im Land öffnen, dürfen diese jeweils selbst entscheiden. Eine Nachfrage beim Bäcker um die Ecke kann also nicht schaden. Wer uneingeschränkt einkaufen will, muss in eines der Bundesländer ausweichen, in denen der 1. November kein Feiertag ist – beispielsweise nach Hessen.
Was wird an Allerheiligen gefeiert?
An Allerheiligen gedenken katholische Christen grundsätzlich aller Heiligen, beispielsweise Franz von Assisi, dem heiligen Martin oder der heiligen Edith Stein. Die wohl bekannteste Heilige aus Rheinland-Pfalz ist Hildegard von Bingen. Die Nonne war im Mittelalter eine Universalgelehrte, die Gedichte schrieb, sich mit der Heilkunde auseinandersetzte und Beraterin für einflussreiche Personen war. Um ihre Heiligsprechung nach ihrem Tod gab es zwar etwas Streit aber spätestens 1584 wurde sie als römisch-katholische Heilige geführt. 2012 erhob der damalige Papst Benedikt sie in den Heiligenstand der ganzen Kirche.
Doch an dem Fest werden nicht nur bekannte Heilige geehrt, sondern auch unbekannte, deren Heiligkeit nach Auffassung der Kirche nur Gott sieht. Denn heilig ist nach diesem Verständnis nicht nur, wer jederzeit vorbildlich lebt oder einen aufsehenerregenden Märtyrertod stirbt. Grundsätzlich sei jeder Mensch dazu berufen, heilig zu leben. Dies finde seinen Ausdruck etwa darin, sich für mehr Frieden, Freiheit, Menschlichkeit und Nächstenliebe einzusetzen. An Allerheiligen werde daher auch jener Menschen gedacht, die ihren Glauben still gelebt und ihr Christsein konsequent verwirklicht hätten.
Geschichte des Festes
Ab dem 4. Jahrhundert ist ein Fest für alle Heiligen überliefert. Die frühen Christen gedachten am Sonntag nach Pfingsten aller Heiligen, denn sie waren vom Osterfest lange nicht wegzudenken. In der griechisch-orthodoxen Kirche hat sich dieser Festtermin bis heute erhalten.
Ab dem 8. Jahrhundert verblasst der Zusammenhang mit Ostern allmählich, sodass der Tag zunächst in Irland am 1. November gefeiert wurde. Im Vordergrund stand nicht mehr das Osterfest, sondern die vergehende Natur: Anfang November begannen in Irland der Winter und das neue Jahr. Irische Missionare brachten das neue Allerheiligenfest im 9. Jahrhundert auf den Kontinent. Im Jahr 835 setzt Papst Gregor IV. den Termin offiziell im Kalender fest.
Live-Gottesdienste im Fernsehen, Radio und online
Für alle, die aus unterscheidlichen Gründen nicht live am Gottesdienst teilnehmen können oder wollen, bieten die Bistümer Online-Angebote. Unter anderem werden im Bistum Trier die Gottesdienste aus dem Urheiligtum in Schönstatt und aus dem Kloster Maria Engelport in Treis-Karden gestreamt. Das Erste überträgt um 10 Uhr den Gottesdienst aus der ehemaligen Abtei Corvey.
Allerseelen am 2. November – Gedenken an verstorbene Angehörige
Aus dem weitergehenden Verständnis von Heiligkeit in Anlehnung an die biblischen Paulusbriefe ergab sich die Einführung des Festes Allerseelen. Von Abt Odilo von Cluny zunächst im Jahr 998 in den ihm unterstellten Klöstern eingeführt, dient der Allerseelentag heute in der ganzen katholischen Kirche der Fürbitte nach Vollendung der Verstorbenen bei Gott. Damit verbunden ist auch die Gräbersegnung auf den Friedhöfen – häufig im Beisein von Angehörigen der Verstorbenen. Allerseelen ist allerdings kein gesetzlicher Feiertag. Aus diesem Grund besuchen viele Gläubige schon am 1. November die Friedhöfe.