Immer wieder hat die Ukraine die westlichen Verbündeten um Kampf- und Schützenpanzer gebeten, jetzt gibt es eine Reaktion: Kanzler Scholz sagte Kiew Schützenpanzer vom Typ “Marder” zu, die USA wollen das Modell “Bradley” liefern.
Deutschland und die USA wollen der Ukraine erstmals Schützenpanzer für den Kampf gegen die russischen Angreifer liefern. Das vereinbarten Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden am Abend in einem Telefonat, wie es anschließend in einer gemeinsamen Erklärung hieß.
Deutschland wird der Ukraine zudem für die Luftabwehr eine “Patriot”-Flugabwehrbatterie zur Verfügung stellen. Die USA hatten Kiew bereits eines der modernen “Patriot”-Systeme in Aussicht gestellt.
Berichte über mehrere Dutzend “Marder”
Konkret will Deutschland den ukrainischen Streitkräften den Schützenpanzer “Marder” liefern, der vor mehr als 50 Jahren für die Bundeswehr entwickelt wurde. Die USA schicken Panzer vom Typ “Bradley”. Es handelt sich dabei um die ersten Schützenpanzer westlicher Bauart, die die Ukraine erhält.
Wie viele der Panzer die Ukraine bis wann erreichen sollen, ist nicht bekannt, das Nachrichtenmagazin “Spiegel” berichtet von bis zu 40 “Mardern”. Bisher wurden von osteuropäischen NATO-Staaten nur Kampfpanzer aus sowjetischer Produktion in das Kriegsgebiet geliefert. Allerdings erhielt die Ukraine bereits Flugabwehr-, Transport- oder Bergepanzer westlicher Hersteller.
Vizekanzler Robert Habeck bezeichnete die geplante Lieferung als gute Entscheidung. “Wir haben seit Kriegsbeginn unsere Unterstützung im Zusammenspiel mit unseren Partnern immer stärker ausgeweitet. Es ist folgerichtig, dass wir auch diesen Schritt gehen”, erklärte der Grünen-Politiker. “Die Ukraine hat das Recht, sich selbst gegen den russischen Angriff zu verteidigen, und wir haben die Pflicht, ihr dabei zu helfen.”
Selenskyj: “Deutschland leistet wichtigen Beitrag”
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte Scholz für die angekündigte Lieferung. “Wir werden noch ein ‘Patriot’-System und mächtige Panzertechnik bekommen, das ist wirklich ein großer Sieg für unseren Staat”, sagte Selenskyj in seiner nächtlichen Videoansprache.
Zuvor hatte der ukrainische Staatschef bereits auf Twitter geschrieben: “Zusammen mit dem früher gelieferten Iris-T-System und den Gepard-Flugabwehrpanzern leistet Deutschland einen wichtigen Beitrag dazu, dass alle russischen Raketen abgefangen werden!”
Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev schrieb auf Twitter unterdessen die Hashtags “#Patriot” und “#Marder” sowie drei schwarz-rot-goldene Herzchen und die Worte “#DankeDeutschland”.
Lindner verteidigt Scholz’ Linie
Die Ukraine hatte die westlichen Verbündeten und insbesondere Deutschland monatelang um Kampf- und Schützenpanzer gebeten. Kanzler Scholz hatte jedoch immer wieder betont, dass Deutschland in dieser Frage nicht im Alleingang handeln werde und darauf verwiesen, dass bisher kein anderes NATO-Land solche Panzer in die Ukraine geschickt habe.
Eine Linie, die FDP-Chef Christian Lindner am Abend verteidigte. Die Lieferung des “Marder” erfolge “im Einklang mit den Verbündeten”, schrieb der Bundesfinanzminister auf Twitter. “Es war richtig, auf Alleingänge zu verzichten, auch wenn Entscheidungen künftig schneller getroffen werden können. Die Durchhaltefähigkeit der Ukraine muss größer bleiben als Putins Grausamkeit”, schrieb er.
Der Kurswechsel deutete sich am Mittwoch an, als der französische Präsident Emmanuel Macron dem ukrainischen Präsidenten schwer bewaffnete Spähpanzer zusagte. Gleichzeitig stellte Biden die Schützenpanzer in Aussicht.
Militärhilfe in Milliardenhöhe
Die Amerikaner gelten als wichtigster Verbündeter im Abwehrkampf der Ukraine gegen die russische Invasion. Seit dem Beginn von Bidens Amtszeit im Januar 2021 stellten die Vereinigten Staaten Kiew Militärhilfe in Höhe von knapp 22 Milliarden US-Dollar bereit.
Deutschland hat der Ukraine seit Kriegsbeginn am 24. Februar Waffen und militärische Ausrüstung im Wert von 2,25 Milliarden Euro geliefert, darunter Panzerhaubitzen (schwere Artilleriegeschütze), Gepard-Flugabwehrpanzer und das Flugabwehrsystem Iris-T, das eine ganze Großstadt schützen kann.